Diese Verbindung brachte gewisse Gebiete in Südtirol an Bayern zurück. Nach dem de-facto-Ausscheiden aus dem Verband des fränkischen Reiches gelang Tassilo noch eine wesentliche Erweiterung seines Herrschaftsbereichs, indem er seine politische, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen geschickt bündelte und im Zusammenwirken mit kirchlich-missionarischen Intentionen verstärkte. Die allgemeinpolitischen Verhältnisse verwiesen ihn nach Süden und Osten.
In der früheren römischen Provinz Binnennoricum (Kärnten) hatten die slowenischen Karantanen Fuß fassen und einen eigenen Staat gründen können. Von den hunnisch-mongolischen Awaren bedrängt, wandten sie sich an Bayern um Hilfe. Herzog Tassilo befriedete das Gebiet, warf heidnische Aufständische nieder und regelte das Herrschaftsverhältnis in der Weise, dass eine quasi-lehensrechtliche Abhängigkeit Karataniens von Baiern begründet wurde.
Über die bairischen Beziehungen zu den Awaren ist dagegen nur wenig bekannt. Offensichtlich beanspruchten diese das Gebiet Niederösterreichs bis zur Enns. Herzog Tassilo scheint es gelungen zu sein, mit ihnen ein Bündnis zu schließen, um sich den gegen seine alsbald einsetzenden Schwierigkeiten mit Karl dem Großen offen zu halten. Noch nicht abschließend analysierte archäologische Befunde in Peigen bei Pilsting und Straubing St. Peter mit östlich-„awarischen“ Charakteristiken lassen aber in Niederbayern noch viel frühere und recht intensive Kontakte als offenkundig erscheinen.