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Markt Thierhaupten (Druckversion)

Aueroxenprojekt im Brunnenwasser

Heckrind, Aueroxe oder Auerochse?

Das Heckrind ist eine Robustrinderrasse, die sich hervorragend als Landschaftspfleger eignet und in Naturschutzprojekten gerne zum Einsatz kommt. Die ganzjährige Freilandhaltung kommt dieser widerstandsfähigen Rasse am meisten entgegen (s. www.aueroxen.de). Das Heckrind wird oft auch als „Auerochse“ bezeichnet, was irreführend ist, denn der heimische Auerochse, auch bekannt als Ur, war in Mitteleuropa bereits im 17. Jahrhundert ausgerottet worden.

In den 1920er Jahren setzten sich die Gebrüder Lutz und Heinz Heck das Ziel, das Ur durch Kreuzung verschiedener ursprünglicher Rassen rück zu züchten, darunter das Ungarische Steppenrind, das Schottische Hochlandrind und das Murnau-Werdenfelser Rind. Das Zuchtergebnis war das nach den Brüdern benannte „Heckrind“. Die Wirren des zweiten Weltkriegs überstand allerdings nur eine rund 40 köpfige Herde der Münchner Linie. Vom ausgestorbenen Auerochsen unterscheiden sich die auch als „Aueroxen“ (mit x) bezeichneten ästhetischen Tiere vor allem durch ihre deutlich geringere Größe und den geringer ausgeprägten Sexualdimorphismus.

Storchennest im Brunnenwasser

In der Marktgemeinde Thierhaupten hat sich in den vergangenen Jahren viel im Bereich Naturschutz und Ökologie getan. Am Brunnenwasser, westlich des Klosters, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband (LPV) große Feuchtbiotope, seit 2005 läuft dort das Aueroxen-Weideprojet unter gemeinsamer Trägerschaft. Viele Hektar Extensivwiesen wurden jüngst im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens TG III angelegt.

Von Marktgemeinde- und Kreisrätin Marlies Fasching kam deshalb die Idee, den Weißstorch in Thierhaupten anzusiedeln. Nach Einholung diverser Expertenmeinungen gab Bürgermeister Toni Brugger grünes Licht und beauftragte Bauamtschef Walter Ludl mit der federführenden Umsetzung. „Bei der Aufstellung eines 10 Meter hohen Mastes gibt es einiges zu beachten“, so Ludl. „Aus dem Gemeindewald bei Neukirchen stammt der sorgfältig ausgewählte Fichtenstamm. Dann muss das alles natürlich statisch abgesichert werden, vom Fundament bis zu den Stahlträgern, die speziell gefertigt wurden und dem Mast auch bei Sturm halten müssen. Denn das Nest kann über die Jahre einige Hundert Kilo schwer werden.“

Begeistert waren auch Bauhofchef Karl-Heinz Raba und sein Team, das den größten Teil der praktischen Arbeiten übernahm.  Die Männer investierten einige Tage ihrer Arbeitszeit und schälten den Fichtenstamm, bereiteten die Halterungen vor, setzten Fundament und Stahlträger und brachten den Mast schließlich sicher in die Senkrechte.

Das Nest, eine Sonderkonstruktion aus verzinktem Stahl, wurde vom LPV beigesteuert. Der 1,4 Meter weite Metallkorb wurde von einer in der Nähe ansässigen Schlosserei gebaut. Dann mussten nur noch Weidenzweige eingeflochten werden, um das Nest für den Storch bezugsfertig herzurichten. Werner Burkhart und Lorenz Glocker, beide vom LPV, verwendeten dazu Weidenschnittgut. Abschließend kamen noch ein paar weiße Farbspritzer drauf. „Die sollen Kot vortäuschen und damit dem Storch signalisieren, dass das Nest schon in Betrieb war – ein gutes Zeichen zum sich hier Niederlassen“, so Geschäftsführer Burkhart.

Nach Angaben des Landesbunds für Vogelschutz gab es 2021 in Bayern mehr als 930 Brutpaare – Tendenz steigend. Damit konnten sich die Bestände dieser attraktiven Vogelart in den vergangenen Jahre deutlich stabilisieren. Bürgermeister Toni Brugger sieht die Aktion deshalb sehr optimistisch und rechnet fest mit einer baldigen Ansiedelung. Vom Ergebnis und den Folgen dieser beispielhaften Gemeinschaftsaktion zeigt er sich begeistert. „Die örtlichen Geburtenzahlen werde ich auf jeden Fall genau beobachten“.

Weideprojekt und Biotopanlagen im Brunnenwasser

Am Fuße des Klosters gelegen, in direkter Nachbarschaft zum Schul-& Lehrgarten und zu den Klosterweihern, befinden sich umfangreiche extensive Weideflächen und Biotopanlagen, die einen Besuch absolut wert sind!

Im Jahre 2000 wurden im Rahmen eines Dorferneuerungsverfahrens knapp sechs Hektar Ackerland angekauft, die anschließend in das Eigentum des Marktes Thierhaupten übergingen. Bereits nach drei weiteren Jahren wurden vom Landschaftspflegeverband verschüttete Quellen freigelegt und ein Kilometer langer Quellbach, das „neue Brunnenwasser“, geschaffen.

Im Mai 2005 startete die Beweidung der Brunnenwasserbiotope als Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Markt Thierhaupten, dem Landwirt Josef Sturm und dem Landschaftspflegeverband. Heckrinder sorgen seither dafür, dass Weideflächen und Biotope offengehalten werden. Dort, wo einst intensiver Ackerbau betrieben wurde, finden sich heute artenreiche Grünlandgesellschaften. Kiebitze und Frösche sind hier genauso zuhause, wie der Eisvogel und die heimlich lebende Bekassine.

Bereits im Zuge der Dorferneuerung wurde für eine vorbildliche Erschließung des Gebiets gesorgt. Großzügige Fußwege und Holzbrücken, eine Aussichtsplattform und Infotafeln machen die dortige Natur für jeden erlebbar. Das Gebiet entwickelte sich seither zu einem Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Naturinteressierte aus der ganzen Region.

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